Eine Woche vor meiner Heimreise begann ich mich damit zu beschäftigen – bzw. es beschäftigte mich -, dass ich bald wieder in mein HannoverLeben reise. Dieses Mal traf es mich tief. Ich wollte nicht zurück.
Da sagte Moksha, dass es ihr auch immer so geht, wenn sie umgekehrt von Hannover zurück in ihr FloridaZuhause reist. Sie hat dann immer das Gefühl, dass sie doch erst gerade angekommen ist und wie kann es sein, dass sie „jetzt schon“/gefühlt am zweiten Tag zurück „muss“.

Diese Zeit  mit Moksha in Florida war bis jetzt die längste. Auf eine Art die intensivste. Moksha meint, dass liegt auch daran, dass wir zusammen ein Business geführt haben. Stimmt, das gemeinsame Nähen und auf den Märkten verkaufen, mit allem was dazu gehört – das war auf verschiedenen Ebenen sehr intensiv. Vor allem das gemeinsam im Flow sein, aufzustehen und als erstes an die Nähmaschine zu gehen, teilweise Schulter an Schulter, weil ihre Overlockmaschine neben meiner Nähmaschine stand.  2 Wochen lang haben wir uns dem ganz und gar hingegeben. Danach wurde es ruhiger an den Maschinen und doch blieben die Nähaktivitäten oft im Vordergrund.
Mit jeder Reise wird natürlich auch alles immer vertrauter, das Zuhausegefühl wird immer stärker. Es haben sich neue Kontakte/Freundschaften entwickelt, bzw. die vorhandenen gestärkt. Auch wenn Mokhsa und ich ja fast alle Zeit gemeinsam verbringen fühle ich mich mehr und mehr wie selbstverständlich in der Gegend und mit den Menschen zu Hause.
So kam es mir vor, als müsse ich dieses Mal die Transformation von einem ins nächste Zuhause ganz bewusst angehen. Jeden Tag ein Stück mehr, ganz bewusst das letzte Dies und das letzte Das, die Vorstellung an meine mir lieben Menschen in Hannover/Deutschland immer wieder zu mir holen. Die vergehende Zeit half natürlich. Und dennoch fiel es mir nicht leicht. Dann kam für einen Moment der Coronavirus in die Gedanken – also: ist das ein Grund jetzt nicht zurück zu fliegen? Wie wäre es ich würde bleiben? Die getane Transformationsarbeit war wie weggewischt; Gedanken an „Ich bleibe hier“ und was damit dann alles zusammenhängt waren plötzlich im Vordergrund. Aber nur ganz kurz, weil schnell deutlich wurde, dass es Sinn macht genau jetzt zu fliegen. Wo noch nicht in jedem Flugzeug damit zu rechnen ist sich anzustecken. (Und ausgerechnet ich war es dann, die wahrscheinlich für alle anderen „unheimlich“ war: mit Atemmaske (damit fliege ich seitdem ich Moksha kenne und seitdem ich mehr und mehr lese was sich so alles in der Kabinenluft befindet) und Husten am Ende einer Erkältung…) So waren die letzten Tage unspektakulär und ruhig aber sehr verabschiedungsintensiv. Auch hier spielte der Coronavirus eine Rolle. Weil, ob Moksha im Sommer nach Deutschland fliegen „kann“, bleibt nun erst einmal abzuwarten. Theoretisch gehört sie zu denen, für die dieser Virus lebensgefährlich ist. Es geht nicht um Verrücktmachen, aber es ist ein Fakt. Mir wurde dadurch auf eine Art bewusster, dass natürlich jeder Abschied auch ein Abschied für immer sein kann – wie gesagt – ich war intensiv und ganz bewusst mit Abschied beschäftigt…

Jetzt bin ich seit 2 Tagen wieder hier. Hatte eine ganz unkomplizierte Reise. Der lange Flug kam mir ganz kurz vor. Die Umsteigezeit in London mit einer Senior Assistentin ging vorbei wie nix. Meine langen Rückmeldungen an die Fluggesellschaft über die Erfahrungen als „Behinderte auf Reisen“ hatten dazu geführt, dass ich in London die ganze Zeit von einer Person im Rollstuhl durch den Flughafen geschoben wurde. Wir haben uns sehr gut unterhalten und es war fast schade, als wir uns verabschiedeten. Sie wollte mir noch mein Gepäck in die Gepäckablage tragen als ein Steward sagt „kein Problem, mache ich gerne“. So unterschiedlich gehen die Leute mit dem „ich muss das nicht machen“ – ganz anders als auf der Hinreise. Und plötzlich war ich wieder zurück. Und es war gar nicht „schlimm“, nein, ganz zufrieden zurück in meiner Wohnung. Und Menschen bei mir, die mit lieb und wichtig sind.
Heute war ich unten im Garten, da ist ja schon Frühling! Der Knoblauch kann vereinzelt werden, der Rukola wächst, der Spinat vom letzten Jahr auch, es können erste Samen ausgebracht werden und alles Kraut was sich selbst in den Beeten angesiedelt hat kann raus. Oder in den Salat! Den haben ich gerade zu Mittag gegessen. 18 Uhr 🙂 Jetzt gibt es Kaffee. Ja – die Sache mit der Zeitumstellung dauert noch ein paar Tage. Moksha ist auf dem Markt. Erzählt mir von den Nachbarn, vom Wind und was sie verkauft…