unterwegs...

Monat: April 2017 (Seite 3 von 5)

Was Bettdecken mit Politik zu tun haben…

Das letzte Mal war ich „hier“ als gewählt wurde. Sogar in Washington. Unser Sightseeing Bus musste warten, weil Obama und Trump in ihren Motorcades natürlich Vorfahrt haben. Wir wohnten in einem Hotel so nah am weißen Haus, dass die Sicherheitskameras vom Bett aus zu sehen waren… Draußen zogen Demonstrationen vorbei, drinnen war großes Entsetzten, Tränen, Unverständnis und Verzweifelung.

Auch wenn das vielleicht nicht wirklich angemessen war, sagte ich: „Also wenn ich Präsidentin der USA wäre, würde ich als erstes die Bettdeckenpolitik ändern!“ Echt wahr. Das ist doch auch zum Verzweifeln diese Schichten über Schichten von sheets und einer Decke und noch einer und dann rutscht nachts alles über- und auseinander. Und wenn dann irgendwann alle eigentlich wärmenden Schichten nach links oder rechts gerutscht sind und nur noch das Sheet über dem Körper ist und dann die Klimaanlage angeht… KALT! Und weil dann alle sheets und Decken auch noch völlig überdimensioniert sind, ist es richtig Arbeit alles wieder so neu zu schichten, dass es als wärmende Hülle taugt. Das nervt. Warum um Himmels Willen gibt es hier keine Bettbezüge??? Also die gibt es ja sogar, weil es gibt ja z.B. IKEA. (Die Amis suchen dort dann sheets, die es nicht gibt…) Das wäre doch total einfach und für alle eine Erleichterung. Moska sagt: „You don´t understand… It is like that here!“

Richtig, ich verstehe nicht. Noch etwas, was Bettdecken und Politik gemeinsam haben!
Und neben dem Espresso-Maker wird auf jeden Fall ab meinem nächsten Besuch hier auch ein Bettbezug von mir wohnen!

 

Ostern…

Die Menschen mit denen ich zusammen bin, feiern kein Ostern. Ich weiß auch im Moment nicht mal mehr wirklich, was für ein Wochentag ist, schon gar nicht war mir klar, wann Ostern ist… 

In der Wohnanlage hier und offensichtlich auch in der Gegend, gibt es viele jüdische Menschen. Deren Feiertage waren scheinbar vor den Ostertagen, da waren hier viele Parkplätze besetzt, weil Familien gemeinsam feierten. Ansonsten läutet Ostern die Zeit ein, wo es ruhiger wird; viele „snowbirds“ (so heißen die Menschen die hier im Warmen ihre Winter verbringen) wieder in ihre Heimatreviere abfliegen.

 Aber immerhin, die ältere Frau aus dem Erdgeschoß, die in unseren Augen so aussieht als seien alle Schönheitsoperationen schief gelaufen, schmückt ihren Vorgarten österlich.

Und, in den Supermärkten gibt es natürlich auch Osterzubehör.

 Außerdem hat Moksha ihren Kronleuchter neu geschmückt. Man könnte es österlich nennen; allerdings wird der wahrscheinlich bis Weihnachten so aussehen. 

Also an alle die Ostern feiern: Frohe Ostern!

Wir verbringen gerade viel Zeit mit Freunden von Moksha und Peter. „Dinnerparty“ nennen sie die Treffen zum Abendessen. Die Eingeladenen bringen was zu Essen  mit, Moksha kocht viel und sehr leckeres Essen. Die deutschen Kekse und Süßigkeiten die ich mitgebracht haben werden hoch gelobt und sehr gerne gegessen. Die Freunde werden auch zu meinen Freunden, habe ich sie doch beim letzten Mal auch schon gesehen, wir sind wieder verabredet – noch ein weiterer Teil der Familie hier.

Da zufällig ausgerechnet in Delray Beach auch Freunde von meinem Vater zu Hause sind, haben wir auch Menschen besucht, die ich im weitesten Sinne von Früher kenne. Sie wohnen an einer Stichstaße abgehend von der Ocean Boulevard. Das ist „ganz vorne“ am Strand. Wenn man da wohnt, ist man seeeeehr reich… Es war eine „interessante“ Erfahrung, allein schon der Weg zur Toilette durchs Haus… und der Kuchen war seeeehr lecker.

 

 

 

Fullmoon night in a Medical Center

 Dieses Erlebnis stand eigentlich nicht auf unserer Liste; wir dachten Peter würde sich in Ruhe zu Hause erholen. Tat er im Prinzip auch, bis dann die Schmerzen doch zu schlimm wurden. So sind wir abends um 10 ins Krankenhaus gefahren. Also hospital sagt man hier nicht mehr, das heißt jetzt „Medical Center“. Außer darauf eingestellt Peter so gut es geht zu begleiten hatte ich mir weiter keine Gedanken gemacht. Ich hörte Moksha im Auto sagen: Oh, it´s a full moon night, that´s good, a lot of stuff in the hospital… Der Zusammenhang von Vollmond und erhöhtem Agressionspotential in der Bevölkerung wurde mir dann zum ersten mal bewusst, als ich vor dem Medical Center einige Polizeiwagen stehen sah. Dann eine Sicherheitskontrolle im Emergency-Eingang. Vollbewaffnete, in Schutzwesten gehüllte Polizeibeamte in der Notaufnahme. Ach du meine Güte. Ich habe es eigentlich gar nicht so mit Vorurteilen und afroamerikanischen Menschen, doch im Warteflur war ich dann doch beeindruckt. Neben mir der vor Schmerzen gekrümmte Peter und an mir vorbeilaufend viele große, breitschultrige, im Gesicht verletzte, blutende, von Polizisten geführte, durchsichtige Kotztüten tragende dunkelhäutige Männer. „Ist ja nur ein Film“ stimmte hier nun gar nicht sondern eher: „Ist ja wie im Film“. Nur in echt!

Da Peter mit der Auskunft: „vor zwei Wochen hier BypassOP, Atemnot und schlimme Schmerzen“ schnell drankam, waren wir aus der Flursituation schnell wieder raus. Dann beeindruckte mich nur noch der Rollstuhl. Habe vergessen wie das hier heißt, ein Rollstuhl für extrem dicke Menschen. Hatte ich auch noch nie gesehen. Da gerade kein anderer available war, wurde Peter in diesen gesetzt. Sah ein wenig verloren darin aus, ist er doch gar nicht dick. Füllte ungefähr die Hälfte der Sitzfläche aus… Dann hat Moksha mich abgelöst, ich konnte mir draußen die riesigen Rettungswagen ansehen. Hier in Amerika ist doch alles etwas größer…

Nach ersten Untersuchungen war klar, dass für Peter keine akute Gefahr bestand. Beim Warten auf weitere Untersuchungen durfte ich wieder ´rein. Das darf man aber nur, wenn man einen badge hat, den man sich auf die Kleidung klebt. Ich hatte keinen Ausweis dabei, den braucht man eigentlich. Sie haben mich erstaunlicher Weise ohne hereingelassen, scheinbar, weil ich vorher schon mit Peter am Arm an ihnen vorbeigelaufen war. In einem unglaublichen Gewimmel von Menschen in und um Notfallräume fand ich Zimmer 8. Peter bekam nun starke Schmerzmittel. Er konnte sich endlich wieder hinlegen und tiefer atmen.

Moksha und ich konnten beruhigt nach Hause fahren. Gut zu wissen, dass Peter nun unter professioneller Aufsicht war. Es war eine ruhige Nacht.

Am nächsten Morgen ein weiterer Besuch. Dieses Mal die ganze Sicherheitskontrolle mit Ausweis und allem DrumundDran… Peters starke Schmerzen scheinen von einem gezerrten Muskel zu stammen. Außerdem ist Wasser in der Lunge. Das scheint aber unter den Umständen nicht weiter zu beunruhigen. Eine Nacht wollten sie ihn aber noch dabehalten, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Damit er wieder tiefer atmen kann…

So hatten Moksha und ich einen Tag „frei“. Den Sonnenuntergang haben wir mit AbendessenPicknick am Strand verbracht. Zum ersten Mal habe ich verstanden, warum ich immer wieder Menschen „aus Papiertüten trinken“ sehe. Weil  z.B. Alkohol am Strand verboten ist. Wir haben unser geteiltes Bier in alter ausgedienten Nusstüte versteckt.

Ein weiterer Plan für den Strand war: MakroFotos von Hautstrukturen zu machen. Mokshas Narben eignen sich dafür ganz hervorragend. Leider war es dann am Wasser zu windig und zu kalt. Schade. Ich wollte gerne ein paar Erfahrungen sammeln, weil ich nächste Tage ein „Date“ mit einem Künstler habe. Wie aufregend! Er möchte, dass ich Fotos mache, von seiner Kunst und von seinem Körper. Ich habe keine Ahnung was er sich genau vorstellt, das werden wir gemeinsam entwickeln…

Wir hatten ihn letzte Tage in seiner Ausstellung besucht. Ich fragte, ob ich Fotos machen darf. „Äh, nein, eigentlich nicht, oder vielleicht doch“ oder so ähnlich war seine Antwort. Etwas scheu habe ich 4 Fotos mit meinem Handy gemacht. Von ihm in seiner Kunst. Seine Reaktion in einer Mail an Moksha: „The images she shot today were better than any I have seen ever of my work …“  Ach du liebes Bisschen. Ich war völlig überrascht, habe ich doch „einfach nur“ Fotos gemacht, einfach so wie ich das immer mache. Jetzt habe ich quasi so was wie einen Auftrag, ich soll mir überlegen wie viel Geld ich möchte… Ich bin very excited, das könnte sehr spannend werden…

 

 

 

 

 

No alligator hunting with the inflatable plastic boat!

Uiuiui, da wurde er plötzlich ganz ernst, der Peter. Moksha und ich kamen die Tage von unserem täglichen Abenteuer-Spielplatz-Ausflug wieder. Das ist der ehemalige Golfplatz, der hier zwischen den Wohnanlagen liegt. Seit einigen Jahren ist er nicht mehr in Betrieb und die Natur erobert ihn sich zurück. Für uns bedeutet das, wir gehen aus der Haustür, die Treppen runter und dann nicht links auf den Parkplatz sondern rechts auf den Rasen und – schon da. Bevor ich kam, hat Moksha in dem einen Wasser einen Alligator gesehen. Natürlich wollen wir ihn wieder sehen, aber bis jetzt hat er sich noch nicht wieder gezeigt. Beim Zurückkommen fragte Moksha Peter wo denn das Boot ist, dass sie haben. Sie sprachen das letzte Mal als ich hier war auch von dem Boot, allerdings im Zusammenhang mit dem Hurricane, der ein paar Tage vorher über die Gegend gerauscht war. Peter hatte die Idee, dass, falls es einen Tsunami gibt und das Wasser bis hier kommt, sie aus dem 2. Stock hier direkt mit dem Boot aussteigen können. Zum Glück gab es keinen Tsunami…

 

Aber das Boot gibt es noch. Allerdings in dem Moment als Peter realisierte, dass wir damit möglicherweise auf den Goldplatz wollen – NO WAY! Ich fand das ja auch ein bisschen scary, aber Moksha meinte, Alligatoren seien nur gefährlich, wenn sie Hunger haben oder sich bedroht fühlen… Mit Peters NO hat sich das jetzt aber dann eh erledigt.

 

Wenn wir keinen Alligator sehen, freuen wir uns an den anderen Tieren und Erlebnissen. Spinnen und deren Netze, viele, viele Vögel (z.B. Ibis, Reiher, Specht, sogar eine Eule… und grünfüßiges Teichhuhn – so ein schönes Wort für Moksha zum Lernen der deutschen Aussprache), ein Otter, Eidechsen, Ameisen, Schildkröten und leere Eier. Nah am Wasser, wo lange nicht gemäht wurde, gibt es besonders viele pieksige Stacheln und klebrige Samen, die dann zu hunderten in Schuhen und Hose sitzen. Aber am ausgetrockneten Ufer gibt es im Moment besonders viele Golfbälle einzusammlen und natürlich könnte der Alligator hier liegen. An anderen Stellen ist es wie in Australiens Wüste und wir stellen uns vor mit einem der Trucks liegen geblieben zu sein, so wie in der Serie „Outback Truckers“. Es gibt auch wilden Dill (glauben wir, war im Essen etwas bitter), Blumen für die Vase, verfallene Hütten und Boote. Außerdem werden wir das Rätsel der „travelling-dog-poo-bag“ hoffentlich bald lösen: Wie kann es sein, dass eine durchsichtige Hundescheißetüte den einen Tag hier und den anderen ganz woanders liegt? (Nein, es waren nicht zwei verschiedene…!) Es gibt eine schöne Kulisse für Mokshas „TableWears“- Fotos.

 

Und noch haben wir nicht ´rausgefunden, wer die Löcher in die Kokosnüsse macht. Wir hätten auch gerne eine volle! Coconut hunting could be a good alternative for alligator hunting… Peter wirft ein: „Don´t know if it is a good alternative but it is a save alternative!“ Eigentlich wollte ich an dieser Stelle nur wissen, ob das Englisch richtig ist. Aber Peter, der schon den ganzen Tag behauptet „I am on drugs“ („the big guns“ now, weil die Schmerzen zu stark sind) und kaum zu ganzen Sätzen fähig ist, scheint beim Wort Alligator sofort wach zu werden..

 

Heute hat es geregnet. Unsere Expedition steht uns noch bevor. Mal sehen wer und was uns heute noch begegnet auf dem „Little Everglades-Spielplatz“.

 

 

 

 

 

 

Ein glücklicher Italiener, eine nackte Moksha, arabish class und – Elke am Strand

 Für meinen einen Kaffee am Tag fand ich, brauche ich dann doch einen Espressokocher. Der kann ja hier wohnen, auch wenn nicht da bin. Bestellt und schwuppdiwupp – stand er vor der Haustür. Heute morgen dann fragte ich den Übernachtbesuch: Möchtest du einen Espresso? Oh wie er strahlte, der Mensch mit italienischen Wurzeln. Wie schön, wenn das kleine Maschinchen nicht nur mich glücklich macht…

Heute Mittag dann begann unser erster gemeinsam langer Outside-Adventure-Tag. Moksha ging arbeiten, Model sitzen in einer Kunstschule. 3 Stunden lang. So hatte ich ein Auto für mich alleine. Wow, kurz in den Malsaal geguckt wusste ich, dass ich auf jeden Fall so früh wieder kommen wollte, um noch ein wenig zu gucken. Vor allem als Moksha noch sagte: „Feel free to take photos of me. You have my permission!“ Dann war ich plötzlich das erste Mal seit einer Woche alleine, mit dem Auto mitten in Palm Beach. Alles für den Strand gepackt. ABER – in Palm Beach dürfen offensichtlich nur bestimme Menschen an den Strand. Eine Stunde lang bin ich die Ocean Road hoch und runter gefahren, immer am Wasser lang. Es gab sogar public accesse neben den ganzen privaten aber: wo denn parken? No parking, no stopping. Das gibt´s doch nicht. Dann wollte ich wenigstens einen Kaffee trinken. Zwischen den ganzen superteuren Autos blickte ich mit den Parkregeln dann nicht durch. Was bedeuten noch mal die gelben Bürgersteige? Wenn es kein „No Parking“ Schild gibt aber weit und breit kein Auto parkt, ist dann parken erlaubt oder nicht? Ich gab auf. Wollte aber Kaffee. Hätte ich den Expressokocher dabeigehabt, hätte ich wahrscheinlich auf der Motorhaube kochen können. Der war aber zu Hause. So habe ich, glücklich über das einfache Parken etwas unglücklich über die Kaffeequalität, doch tatsächlich bei so einer amerikanischen Kette einen Kaffee gekauft. Ich wurde dreimal gefragt: „Without sugar???“ Jahaaaa!

Wieder in der Kunstschule angekommen saß Moskha noch immer in ihrem Sessel. Sehr beeindruckt sowohl von den Bildern auch von der völlig stillsitzenden Moksha, habe ich mich in das KünstlerinSein eingefügt… WOW, eine neue Erfahrung für mich, mit Ergebnissen auf die Schnelle, mit denen ich sehr zufrieden bin.

Nächstes Ereignis: Arabisch Sprachkurs. Ich durfte wieder einfach so mitkommen. Wurde sogar integriert Begrüßung und einfache Antworten zu sprechen. Aiaiai, das was mir dann allerdings zuviel. Ich wurde sehr müde und habe die Zeit einfach abgewartet.

Und dann – tatsächlich und endlich, zurück in Delray Beach – der Strand. Bei Vollmond. Die Hose hochgekrempelt, Schlappen in der Hand bin ich im vom Mond beschienenen Dunkel ins Wasser, und war bei der ersten Welle ungeplant bis zur Hüfte nass. Macht nix, das Wasser ist warm. Um die Hände frei zu haben, habe ich die Schuhe hinter dem angeschwemmten Seegras abgestellt. Da war schon länger kein Wasser mehr. Bis dann bei einer der nächsten Wellen. Oh nein, da schwammen die Schuhe im Dunkel dahin. Zum Glück war da ja die Seegrasbarriere. Nach ein bisschen Wühlen habe ich sie wieder gefunden. Gut dass es dunkel war, im Hellen hätte ich nicht so unbedarft in dem braunen Zeugs gewühlt…

Müde und glücklich kamen wir spät nach Hause. „I had a great day with you.“ Ja, ich auch mit dir! Ich freue mich auf weitere.

(Ich weiß jetzt auch wieder, warum ich nach einer Floridareise vor vielen Jahren mal gesagt habe: Nach Florida muss ich nicnoch einmal. Wirklich wahr, die Palm Beach Erfahrung heute hat mich voll bestätigt, dass ich als „klassische Touristin“ hier nichts zu suchen bzw. zu finden habe. Die Begegnungen mit Menschen die mir nah sind und das Mitleben ihres Lebens, das macht mir das Reisen hierher wertvoll…)

 

 

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