unterwegs...

Schlagwort: Reise (Seite 24 von 27)

Really good food…

Ich liebe es zu essen, so lange ich denken kann. Am liebsten viele unterschiedliche Dinge auf dem Teller. Moksha liebt es genau wie ich, allerdings ist sie in der Auswahl sehr eingeschränkt, weil ihr Körper nicht alles zu jeder Zeit, in jeder Kombination gut verarbeiten kann. So kocht sie am liebsten selbst bzw. überlegt sich was es zu essen gibt. Das beginnt oft schon mit dem Aufstehen, dass das Essen für den Tag vorbereitet wird. Ihr zuzuhören was es zum Mittag- und Abendessen gibt, oder am nächsten Tag zum Mitnehmen – mir läuft schon jetzt beim ´dran denken das Wasser im Mund zusammen.

Gestern waren wir schon früh morgens zum Arztbesuch unterwegs und nutzten den Ausflug um in einem Diner zu Frühstücken. Bei „Frühstück im Diner“ denke ich von früheren USA-Aufenthalten sofort an Eggs Benedikt und Filterkaffee, der in Glaskannen zum Nachfüllen immer wieder an den Tisch gebracht wird. „Eigentlich“ würde ich dieses Essen nicht unbedingt wählen – aber, für die vollständige USA-Erfahrung darf das nicht fehlen… Und – es war lecker, sogar der Kaffee genießbar. Allerdings war ich danach satt für den Rest des Tages.

Auf den Fotos zu sehen gibt es eine Auswahl meiner MittagsessenAuswahl.

Und – Peter kann wieder länger stehen und hat heute einen Pekan-Pie gemacht.

Ich bin sehr froh über dieses „einfache“, leckere, organic food. Gestern war ich ganz lange alleine in einem Supermarkt, habe mir angeguckt, was es dort zu kaufen gibt. Ich kann es immer wieder nicht glauben… Butter, ganz einfach Butter, hat z.B. fast immer Geschmacksstoffe hinzugefügt. Mandelmilch, selbst die organic, hat Inhaltsstoffe, die ich zu Hause nicht kaufen würde. In vielen Nahrungsmitteln, bzw. den verarbeiteten Dingen, ist Cornsirup enthalten. Würde ich hier leben, wäre ich mit dem Essen-Einkaufen überfordert bis verzweifelt. Verstehe immer wieder auf´s neue nicht, bis mir wieder erklärt wird: Die Dinge schmecken hier anders als in Deutschland… die Kühe fressen anderes Futter, das Korn steht auf anderem Boden, das Wasser ist anders… Stimmt, wenn ich darüber nachdenke scheint es logisch. So bin ich einmal mehr froh und dankbar, das ich so selbstverständlich Zugang zu hochqualitativen Nahrungsmitteln habe und das ich frei wählen kann. Dass ich nicht importierte Butter aus Finnland oder Irland kaufen „muss“, um einen „natürlicheren“ Geschmack zu haben. Dass ich weiß, wo im Regal ich entkoffeinierte bio Espressobohnen finde. Dass scheint hier kaum kaufbar.

Allerdings hatte ich beim Suchen eine nette Begegnung: Neben dem offensichtlichen Kaffeeexperten des Supermarktes kam ein weiterer Mann dazu, der scheinbar ein wenig Deutsch sprechen wollte. Er habe mal in  Deutschland gelebt, in einer kleinen Stadt im Norden, in Dülmen. Ach nein, ich komme aus Borken. Ihm standen Tränen in den Augen – seine Exfreundin kommt aus Borken und heißt Karin Schrö(d)er… Die kenne ich zwar nicht, aber wie unglaublich klein diese Welt doch immer wieder ist…7

 

Runter vom Sofa rein in die Wakodahatchee Wetlands

Heute war es endlich soweit: Mir war langweilig auf dem Sofa! Ich wollte ´raus. Nicht weit von hier gibt es einen kleinen „Wildpark“. Da ich mich inzwischen ganz gut orientieren kann, habe ich mich alleine mit dem Auto ohne Navi auf den Weg gemacht. In diesem kleinen Park kann man auf Boardwalks über dem Wasser laufen und die Tiere beobachten. Viele sind ganz nah, weil an die Menschen gewöhnt. Ich habe mich ganz nah zu den Fotografen mit den rieeeeesigen Objektiven gestellt und einfach zugehört, was sie erzählen, fotografieren, wo es was zu sehen gibt und was total selten ist. Wir hatten gemeinsame Phantasien über Drohnen mit Scheren, die die störenden Blätter wegschneiden könnten. Irgendein Blatt war nämlich immer im Weg… In meinen zwei Stunden dort flog und schwamm mir so ziemlich alles vor die Linse, was so typisch für die Sümpfe in Florida ist: Vögel, Vögel und Vögel, Leguane, Sumpfhasen, Schildkröten und: der größte Alligator dieses Parks. Wow, einen Meter unter meinen Füßen schwamm er.

Ab jetzt bin auch auch absolut dagegen mit dem Schlauchboot auf Alligator-Sichtung zu gehen. Das war schon sehr gänsehäutig einem großen gefährlichen“ Wildtier so nah zu sein… Die Menschen, die hier offensichtlich mehr oder weniger täglich sind, wussten zu kommentieren: „Oh, he is changing to his favourite feeding place“ oder „He is too big, would not make a nice handbag.“

 

Sehr zufrieden über meinen Tag sitze ich nun wieder auf meinem Lieblingsplatz und freue mich über meine Erlebnisse und Fotos, die ich mit meinem, verglichen mit den vielen anderen Fotografierenden, eher Miniobjektiv geschossen habe.

 

Was Bettdecken mit Politik zu tun haben…

Das letzte Mal war ich „hier“ als gewählt wurde. Sogar in Washington. Unser Sightseeing Bus musste warten, weil Obama und Trump in ihren Motorcades natürlich Vorfahrt haben. Wir wohnten in einem Hotel so nah am weißen Haus, dass die Sicherheitskameras vom Bett aus zu sehen waren… Draußen zogen Demonstrationen vorbei, drinnen war großes Entsetzten, Tränen, Unverständnis und Verzweifelung.

Auch wenn das vielleicht nicht wirklich angemessen war, sagte ich: „Also wenn ich Präsidentin der USA wäre, würde ich als erstes die Bettdeckenpolitik ändern!“ Echt wahr. Das ist doch auch zum Verzweifeln diese Schichten über Schichten von sheets und einer Decke und noch einer und dann rutscht nachts alles über- und auseinander. Und wenn dann irgendwann alle eigentlich wärmenden Schichten nach links oder rechts gerutscht sind und nur noch das Sheet über dem Körper ist und dann die Klimaanlage angeht… KALT! Und weil dann alle sheets und Decken auch noch völlig überdimensioniert sind, ist es richtig Arbeit alles wieder so neu zu schichten, dass es als wärmende Hülle taugt. Das nervt. Warum um Himmels Willen gibt es hier keine Bettbezüge??? Also die gibt es ja sogar, weil es gibt ja z.B. IKEA. (Die Amis suchen dort dann sheets, die es nicht gibt…) Das wäre doch total einfach und für alle eine Erleichterung. Moska sagt: „You don´t understand… It is like that here!“

Richtig, ich verstehe nicht. Noch etwas, was Bettdecken und Politik gemeinsam haben!
Und neben dem Espresso-Maker wird auf jeden Fall ab meinem nächsten Besuch hier auch ein Bettbezug von mir wohnen!

 

Ostern…

Die Menschen mit denen ich zusammen bin, feiern kein Ostern. Ich weiß auch im Moment nicht mal mehr wirklich, was für ein Wochentag ist, schon gar nicht war mir klar, wann Ostern ist… 

In der Wohnanlage hier und offensichtlich auch in der Gegend, gibt es viele jüdische Menschen. Deren Feiertage waren scheinbar vor den Ostertagen, da waren hier viele Parkplätze besetzt, weil Familien gemeinsam feierten. Ansonsten läutet Ostern die Zeit ein, wo es ruhiger wird; viele „snowbirds“ (so heißen die Menschen die hier im Warmen ihre Winter verbringen) wieder in ihre Heimatreviere abfliegen.

 Aber immerhin, die ältere Frau aus dem Erdgeschoß, die in unseren Augen so aussieht als seien alle Schönheitsoperationen schief gelaufen, schmückt ihren Vorgarten österlich.

Und, in den Supermärkten gibt es natürlich auch Osterzubehör.

 Außerdem hat Moksha ihren Kronleuchter neu geschmückt. Man könnte es österlich nennen; allerdings wird der wahrscheinlich bis Weihnachten so aussehen. 

Also an alle die Ostern feiern: Frohe Ostern!

Wir verbringen gerade viel Zeit mit Freunden von Moksha und Peter. „Dinnerparty“ nennen sie die Treffen zum Abendessen. Die Eingeladenen bringen was zu Essen  mit, Moksha kocht viel und sehr leckeres Essen. Die deutschen Kekse und Süßigkeiten die ich mitgebracht haben werden hoch gelobt und sehr gerne gegessen. Die Freunde werden auch zu meinen Freunden, habe ich sie doch beim letzten Mal auch schon gesehen, wir sind wieder verabredet – noch ein weiterer Teil der Familie hier.

Da zufällig ausgerechnet in Delray Beach auch Freunde von meinem Vater zu Hause sind, haben wir auch Menschen besucht, die ich im weitesten Sinne von Früher kenne. Sie wohnen an einer Stichstaße abgehend von der Ocean Boulevard. Das ist „ganz vorne“ am Strand. Wenn man da wohnt, ist man seeeeehr reich… Es war eine „interessante“ Erfahrung, allein schon der Weg zur Toilette durchs Haus… und der Kuchen war seeeehr lecker.

 

 

 

Fullmoon night in a Medical Center

 Dieses Erlebnis stand eigentlich nicht auf unserer Liste; wir dachten Peter würde sich in Ruhe zu Hause erholen. Tat er im Prinzip auch, bis dann die Schmerzen doch zu schlimm wurden. So sind wir abends um 10 ins Krankenhaus gefahren. Also hospital sagt man hier nicht mehr, das heißt jetzt „Medical Center“. Außer darauf eingestellt Peter so gut es geht zu begleiten hatte ich mir weiter keine Gedanken gemacht. Ich hörte Moksha im Auto sagen: Oh, it´s a full moon night, that´s good, a lot of stuff in the hospital… Der Zusammenhang von Vollmond und erhöhtem Agressionspotential in der Bevölkerung wurde mir dann zum ersten mal bewusst, als ich vor dem Medical Center einige Polizeiwagen stehen sah. Dann eine Sicherheitskontrolle im Emergency-Eingang. Vollbewaffnete, in Schutzwesten gehüllte Polizeibeamte in der Notaufnahme. Ach du meine Güte. Ich habe es eigentlich gar nicht so mit Vorurteilen und afroamerikanischen Menschen, doch im Warteflur war ich dann doch beeindruckt. Neben mir der vor Schmerzen gekrümmte Peter und an mir vorbeilaufend viele große, breitschultrige, im Gesicht verletzte, blutende, von Polizisten geführte, durchsichtige Kotztüten tragende dunkelhäutige Männer. „Ist ja nur ein Film“ stimmte hier nun gar nicht sondern eher: „Ist ja wie im Film“. Nur in echt!

Da Peter mit der Auskunft: „vor zwei Wochen hier BypassOP, Atemnot und schlimme Schmerzen“ schnell drankam, waren wir aus der Flursituation schnell wieder raus. Dann beeindruckte mich nur noch der Rollstuhl. Habe vergessen wie das hier heißt, ein Rollstuhl für extrem dicke Menschen. Hatte ich auch noch nie gesehen. Da gerade kein anderer available war, wurde Peter in diesen gesetzt. Sah ein wenig verloren darin aus, ist er doch gar nicht dick. Füllte ungefähr die Hälfte der Sitzfläche aus… Dann hat Moksha mich abgelöst, ich konnte mir draußen die riesigen Rettungswagen ansehen. Hier in Amerika ist doch alles etwas größer…

Nach ersten Untersuchungen war klar, dass für Peter keine akute Gefahr bestand. Beim Warten auf weitere Untersuchungen durfte ich wieder ´rein. Das darf man aber nur, wenn man einen badge hat, den man sich auf die Kleidung klebt. Ich hatte keinen Ausweis dabei, den braucht man eigentlich. Sie haben mich erstaunlicher Weise ohne hereingelassen, scheinbar, weil ich vorher schon mit Peter am Arm an ihnen vorbeigelaufen war. In einem unglaublichen Gewimmel von Menschen in und um Notfallräume fand ich Zimmer 8. Peter bekam nun starke Schmerzmittel. Er konnte sich endlich wieder hinlegen und tiefer atmen.

Moksha und ich konnten beruhigt nach Hause fahren. Gut zu wissen, dass Peter nun unter professioneller Aufsicht war. Es war eine ruhige Nacht.

Am nächsten Morgen ein weiterer Besuch. Dieses Mal die ganze Sicherheitskontrolle mit Ausweis und allem DrumundDran… Peters starke Schmerzen scheinen von einem gezerrten Muskel zu stammen. Außerdem ist Wasser in der Lunge. Das scheint aber unter den Umständen nicht weiter zu beunruhigen. Eine Nacht wollten sie ihn aber noch dabehalten, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Damit er wieder tiefer atmen kann…

So hatten Moksha und ich einen Tag „frei“. Den Sonnenuntergang haben wir mit AbendessenPicknick am Strand verbracht. Zum ersten Mal habe ich verstanden, warum ich immer wieder Menschen „aus Papiertüten trinken“ sehe. Weil  z.B. Alkohol am Strand verboten ist. Wir haben unser geteiltes Bier in alter ausgedienten Nusstüte versteckt.

Ein weiterer Plan für den Strand war: MakroFotos von Hautstrukturen zu machen. Mokshas Narben eignen sich dafür ganz hervorragend. Leider war es dann am Wasser zu windig und zu kalt. Schade. Ich wollte gerne ein paar Erfahrungen sammeln, weil ich nächste Tage ein „Date“ mit einem Künstler habe. Wie aufregend! Er möchte, dass ich Fotos mache, von seiner Kunst und von seinem Körper. Ich habe keine Ahnung was er sich genau vorstellt, das werden wir gemeinsam entwickeln…

Wir hatten ihn letzte Tage in seiner Ausstellung besucht. Ich fragte, ob ich Fotos machen darf. „Äh, nein, eigentlich nicht, oder vielleicht doch“ oder so ähnlich war seine Antwort. Etwas scheu habe ich 4 Fotos mit meinem Handy gemacht. Von ihm in seiner Kunst. Seine Reaktion in einer Mail an Moksha: „The images she shot today were better than any I have seen ever of my work …“  Ach du liebes Bisschen. Ich war völlig überrascht, habe ich doch „einfach nur“ Fotos gemacht, einfach so wie ich das immer mache. Jetzt habe ich quasi so was wie einen Auftrag, ich soll mir überlegen wie viel Geld ich möchte… Ich bin very excited, das könnte sehr spannend werden…

 

 

 

 

 

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